Hans Selye hat die Stressforschung entscheidend geprägt. Anstatt Stress bezeichnete er die Reaktion als das Allgemeinen Adaptionssyndrom.
1936 veröffentlichte er in der Publikation A Syndrome Produced by Diverse Nocuous Agents seine Entdeckung, dass Tiere und Menschen auf unterschiedliche Belastungen ähnlich reagieren. Dies schloss er aus zwei Beobachtungen. Zehn Jahre vor der Publikation, während seines Medizinstudiums, fiel es Selye auf, dass viele Patienten, trotz unterschiedlichen Krankheiten, ähnliche Symptome zeigten. Bei seiner Arbeit im Biochemischen Institut der Universität McGill wurde er wieder an diese Begebenheit erinnert, als er trotz unterschiedlichen Einflüssen, wie Kälte, Verletzungen, Muskelübungen oder diversen Hormonen, ähnliche Reaktionen bei Ratten fand (Selye, 1936, 1973).
Dabei stellte er drei Phasen der Reaktion fest: In der ersten Phase findet ein Ausdruck generellen Alarms statt, da die Ratte plötzlich mit einer kritischen Situation konfrontiert ist. Bei weiterer Aussetzung des Stressors erfolgt in einer zweiten Phase Widerstand gegenüber dem Stressor und in der dritten Phase Erschöpfung.
Es findet also eine Adaption an neue Konditionen statt, die bei andauernder Belastung zu Erschöpfung führt. Selye definiert Stress als eine nichtspezifische Anforderung an Aktivität.
Das Stress Für Selye nicht ausschließlich negativ war, sondern auch die Würze des Lebens zeigt sein bekanntes Zitat: “Complete freedom from stress can be expected after death” (Selye, 1976, S. 15).
Selye (1976) prägte ebenso die Begriffe Eustress und Distress. Das Wort Eustress stammt dabei von dem griechischen eu für gut - wie in Euphorie - und beschreibt einen Zustand der Herausforderung. Distress kommt, dem entgegen, von dem lateinischen dis für schlecht - wie in Dissonanz - und steht für die destruktive Stressreaktion.
Quellen:
- Selye, H. (1936). A Syndrome Produced by Diverse Nocuous Agents. The Journal of Neuropsychiatry and Clinical Neurosciences, 10 (2), 230–231. doi: 10.1038/138032a0
- Selye, H. (1973). The evolution of the stress concept. American scientist, 61 (6),692–9.
- Selye, H. (1976). Stress in Health and Disease. Boston: Butterworths.