Ressourcenförderung ist aktuell ein beliebtes Konzept. Aber was sind Ressourcen und warum bekommen sie gerade so viel Aufmerksamkeit?
Die Bedeutung von Ressourcen auf die psychische Entwicklung wurde von Antonovskys (1996) in die Psychologie eingeführt. Er entwickelte das Konzept der Salutogenese - der Gesundheitslehre - im Kontrast zu der Pathogenese - der Krankheitslehre. Lange Zeit konzentrierte sich Medizin und Psychologie mit Faktoren, welche krank machen, aber nicht mit Faktoren die vor Krankheit schützen. Ein wichtiger Begriff in der Salutogenese ist Resilienz. Resilienz bedeutet widerstandsfähig zu sein. Resilient sind Menschen, die trotz Umweltkatastrophen, familiären Problemen oder traumatischen Ereignissen ein relativ normales Leben führen.
Diese unerwartete Widerstandsfähigkeit entdeckte Antonovsky bei Frauen, die Konzentrationslager überlebt haben. Entgegen seiner Erwartungen lebten einige der Überlebenden ein überraschend normales Leben. Sie hatten trotz der traumatischen Erfahrungen eine Familie gegründet und einen Beruf erlernt. Bei seiner Suche nach Gemeinsamkeiten dieser Frauen entdeckte er ein Gefühl der Sinnhaftigkeit - das Kohärenzgefühl. “What united them, it seemed to me, was that they all fostered repeated life experiences which, to put it at its simplest, helped one to see the world as ’making sense’, cognitively, instrumentally and emotionally“ (Antonovsky, 1996, S. 15).
Das Gefühl der Sinnhaftigkeit zeigt sich darin, dass das Leben als bedeutsam, verstehbar und handhabbar gesehen wird, “a generalized orientation toward the world which perceives it, on a continuum,”as comprehensible, manageable and meaningful“ (Antonovsky, 1996, S. 15). Menschen mit einem höheren Kohärenzgefühl haben auch ein besseres Wohlbefinden (Garcı́a-Moya & Morgan, 2016).
Auch nach 20 Jahren später, wird noch zu oft auf die Defizite geschaut und zu wenig auf die Ressourcen. Ressourcen sind vielfältig - von sozialer Einbindung über Ausbildungsabschlüsse, der finanziellen Lage, oder auch Fähigkeiten und Fertigkeiten. An den negativen Faktoren im Leben kann nicht immer etwas geändert werden, aber Ressourcen können meistens gefördert und wiederentdeckt werden.
Resilienz fokussiert sich eher auf den Umgang mit traumatischen Situationen, während sich das Ressourcenkonzept auch auf alltägliche Stressoren anwenden lässt. Laut Hobfoll (2001) schützen Ressourcen vor Stress und Stress tritt dann ein, wenn Ressourcen fehlen. Ressourcen schützen dabei durch eine Reduzierung der Stressoren, als Puffer gegen die Stressreaktion und durch positive Effekte auf die Gesundheit (Sonnentag & Frese, 2003). Ressourcen haben einen starken Einfluss auf die Stressbewältigung, da sie die Bewertung des Stressors verändern und bei der Problembewältigung helfen (Busch, Roscher, Ducki, Kalytta & Liedtke, 2015). Jemand der um seine Unterstützungsmöglichkeiten weiß und seine Fähigkeiten kennt, sieht Situationen eher als Herausforderung.
Quellen:
- Antonovsky, A. (1996). The salutogenic model as a theory to guide health promotion. Health Promotion International, 11 (1), 11–18. doi: 10.1093/heapro/11.1.11
- Hobfoll, S. E. (2001). The Influence of Culture, Community, and the NestedSelf in the Stress Process: Advancing Conservation of Resources Theory. Applied Psychology: an International Review, 50 (3), 337–421. doi: 10.1111/1464-0597.00062
- Garcı́a-Moya, I. & Morgan, A. (2016). The utility of salutogenesis for guiding health promotion: the case for young people’s well-being. Health Promotion International, 1–11. doi: 10.1093/heapro/daw008
- Busch, C., Roscher, S., Ducki, A., Kalytta, T. & Liedtke, G. (2015). Stressmanagement für Teams. doi: 10.1007/978-3-642-40859-5